Lesen wir gedruckte Bücher nur noch aus Gewohnheit oder haben sie in Summe einfach mehr Vorteile als digitale Exemplare? Und wie sieht es eigentlich mit der Ökobilanz aus? Buch vs. E-Book: Wer gewinnt?

Hätte ich mir diese Frage vor ein paar Jahren gestellt, wäre die Antwort eindeutig ausgefallen: Das gedruckte Buch hätte bei mir weit vorne gelegen. Ohne Wenn und Aber. Heute ist die Antwort nicht mehr ganz so einfach. Aus diesem Grund habe ich mich mal hingesetzt und die Vor- und Nachteile zusammengetragen, beleuchtet und bewertet. An Hand der vier Schlagworte Lesegefühl, Komfort, Kauf und Ökobilanz vergleiche ich E-Book und gedrucktes Buch. Mal schauen, wer die Nase vorn hat.

Lesegewohnheiten der Deutschen

Zuerst einmal möchte ich gerne auf die generellen Lesegewohnheiten in unserem Land eingehen. Etwa 75 Prozent der Deutschen lesen mehr oder weniger regelmäßig Bücher. Etwa 29 Prozent davon lesen E-Books. Und jetzt kommt eine spannende Entdeckung: Nicht etwa junge digitalaffine Menschen lesen mit E-Book-Readern, sondern vor allem ältere, die sogenannten Boomer. Sie genießen die Vorteile wie etwa dass sich die Schrift problemlos vergrößern lässt und auch der Gang zum Buchladen wegfällt. Generation Z und die Millennials haben dagegen erstaunlich wenig Interesse an der digitalen Variante des Buchs. Obwohl das Smartphone deren Leben bestimmt, greifen sie bei Büchern zur gedruckten Version.

Das ist also der Ist-Zustand. Aber warum genau bevorzugen manche das eine oder das andere Medium? Was sind die Vor- und Nachteile von gedruckten Büchern und E-Books? Weiter geht´s: 

Lesegefühl

Das Hauptargument für viele Menschen die gedruckte Bücher bevorzugen ist sicherlich das Lesegefühl. Geruch und Haptik haben etwas Vertrautes, was wir schon aus der Kindheit von Bilderbüchern kennen. Und deshalb lieben wir auch Schmuckausgaben, die mit ihren Illustrationen und der liebevollen Aufmachung doch immer auch entfernt an Bilderbücher erinnern. Das Lesegefühl ist meiner Meinung nach eher eine emotionale Sache. Es fühlt sich einfach gut an, ein Buch in der Hand zu halten und über die Seiten zu streichen.

Auch das Signieren ist bei digitalen Büchern (noch) nicht möglich, was für mich als Autorin ein wichtiges Argument ist. Dieser Punkt geht in jedem Fall an das gedruckte Buch, da kann kein E-Reader mithalten.

Komfort

Beim Komfort sieht es dagegen schon ganz anders aus. Lesen mit integriertem Licht, Anpassung der Schriftgröße und das geringe Gewicht: Mit einem E-Reader liest es sich ohne jeden Zweifel komfortabler. Das sind auch Vorteile, die ich besonders schätze. Meisten lese ich dicke Bücher, die mehrere hundert Seiten haben. Da weiß man oft schon gar nicht, wie man diese Wälzer in gedruckter Form einigermaßen bequem halten soll, ohne davon erschlagen zu werden.

Mit einem E-Reader habe ich meine ganze Bibliothek dabei und kann ihn problemlos überallhin mitnehmen ohne Rückenschäden zu erleiden. Gerade bei längeren Urlaubsreisen hatte ich früher so meine Probleme, alle gewünschten Bücher mitzunehmen, ohne das erlaubte Gewicht zu überschreiten. Seit ich einen E-Book-Reader besitze ist dieses Problem gelöst und wenn ich zu wenige Bücher draufgeladen habe, kann ich ganz einfach noch mal nachbestellen oder mich für ein Reread entscheiden. Es steht also 1:1 zwischen E-Book und gedruckter Variante.

Kauf

Ich liebe das Stöbern in einem Buchladen. Es ist wie eine kleine Expedition auf der Suche nach neuen Schätzen. Es macht Spaß sich durch die Reihen von Büchern zu bewegen und immer wieder eines zur Hand zu nehmen und den Klappentext zu studieren, bis es endlich Zoom macht und der Funke überspringt. Der Schatz ist geborgen und muss nur noch zur Kasse getragen werden. Deutlich weniger atmosphärisch ist das Aussuchen eines Online-Exemplars. Aber auch hier besticht wieder der Komfort: Der E-Book-Reader hilft mir dabei, an Hand von meinen Lesegewohnheiten Bücher zu finden, die ich vielleicht lesen möchte. Ich kann Autoren folgen, die ich gerne mag und verpasse keine Veröffentlichung. Dafür ist es schwerer, E-Books zu verleihen und ein Verkauf, z. B. auf dem Flohmarkt, ist gar nicht möglich. Dagegen lässt sich argumentieren, dass digitale Bücher häufig deutlich günstiger sind als die gedruckten Varianten und sich auch über verschiedene Online-Ausleihen, gegen geringes Geld, lesen lassen. Es ist also schwer zu sagen, wer hier punkten kann. Ich plädiere für ein Unentschieden. Jetzt steht es also 2:2 und alles hängt von der Ökobilanz ab.

Ökobilanz

Natürlich ist es schön, ein gut gefülltes Bücherregal zu Hause zu haben. Ich fühle mich in Gegenwart von Büchern einfach sauwohl, sie machen einen Raum gemütlich und sehen gut aus. Die Kehrseite der Medaille aber ist, dass für unsere heimische Bibliothek ziemlich viele Bäume ihr Leben lassen mussten und auch eine Menge CO2 bei der Produktion in die Atmosphäre geschleudert wurde. Dazu kommt noch, dass viele der Bücher die wir uns ins Regal stellen, meistens nur ein einziges oder wenige Male gelesen werden. Auch der Platzbedarf schlägt sich negativ auf die Ökobilanz nieder: Viele Bücher brauchen größere Räume etc. , aber so weit will ich jetzt gar nicht ausholen, denn die wichtigste Frage lautet: Was ist nun umweltfreundlicher? Bücher oder E-Books? Dazu habe ich mich durch einige Seiten gewühlt, Daten verglichen und Aussagen geprüft. Herausgekommen ist Folgendes:

Bei gedruckten Büchern fällt die Ökobilanz leider nicht besonders gut aus. Hier spielt die Abholzung der Wälder eine Rolle, aber auch der Verbrauch von Wasser und Energie. Bei der Herstellung werden etwa 1,1 Kilogramm Kohlendioxid freigesetzt. Viel zu wenige Verlage drucken bisher auf 100 Prozent recyceltem Papier. Aber selbst wenn, wären es trotzdem noch 900 Gramm CO2 pro Buch.

Auch die Herstellung eines E-Readers ist nicht problemlos für die Umwelt. Hier spielt vor allem der Abbau von Mineralien und seltenen Erden eine große Rolle. Ein guter E-Book-Reader kommt am Ende des Herstellungsprozesses auf etwa 8 Kilogramm CO2. Der Betrieb des E-Readers ist dagegen klimafreundlich, da er wenig Energie benötigt. Läuft er mit Ökostrom, ist er sogar grün.

Aber ab wann rechnet sich ein E-Book-Reader?  Wenn du mehr als zehn Bücher pro Jahr liest und der Reader mindestens 3 Jahre in Betrieb ist. So sorgst du dafür, dass weniger Ressourcen und weniger Energie verbraucht werden und weniger Treibhausgase entstehen. Diese Daten verändern sich leicht, wenn der E-Book-Reader häufig mit Beleuchtung genutzt wird und das Buch zu 100 Prozent auf Recycling-Papier gedruckt ist.

Tatsächlich schneidet der E-Reader sogar bei der Entsorgung besser ab, als das gedruckte Buch – allerdings nur, wenn er ordnungsgemäß entsorgt wird und nicht im Hausmüll landet.

Dieser Punkt geht eindeutig ans E-Book. Somit steht es jetzt 3:2 für das E-Book und somit hat es diesen Vergleich knapp gewonnen. Das kommt für mich zumindest schon ein bisschen überraschend.

Fazit

So, was mache ich jetzt mit dieser Erkenntnis? Ich liebe gedruckte Bücher, aber ich erkenne absolut den Nutzen von E-Books an. Gerade der ökologische Aspekt hat mich schon zum Nachdenken gebracht. Aktuell nutze ich beides. Wobei ich sagen muss, dass je länger ich den E-Reader verwende, ich auch immer lieber damit lese. Gerade wenn ich abends ins Bett gehe und ich meinen Mann weder mit dem Umblättern von Seiten noch mit dem Schein der Nachttischlampe störe, weil ich nur noch ein allerletztes Kapitel lesen möchte (meistens werden es dann doch wieder mehr…).

Am allerbesten für den ökologischen Fußabdruck wäre es übrigens mit dem Fahrrad in die Bücherei zu fahren und gedruckte Bücher auszuleihen. Ich muss allerdings gestehen, da schlägt mein Autorinnenherz nicht unbedingt höher …

2 Kommentare zu „Buch oder E-Book: Vorteile, Nachteile, Ökobilanz?

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